Die Bedeutung von Gesundheitsdaten für die personalisierte Medizin

Dr. Florian Rüter und Dr. Benjamin Kasenda erklären, wie wichtig das Teilen von Daten für die Zukunft der Medizin ist und warum die meisten Patient:innen bereit sind, ihre Gesundheitsdaten für Forschungsprojekte bereitzustellen.

Florian Rüter: Gesundheitsdaten umfassen alle klinisch gewonnenen Daten, wie Laborwerte und Messwerte, sowie persönliche und sozioökonomische Daten, die mit Umweltdaten kombiniert werden können. Diese Real-World-Daten sind ein wertvoller Datenschatz. Aktuell basiert das medizinische Wissen vor allem auf klinischen Studien. Strukturierte Real-World-Daten könnten jedoch künftig besonders für die personalisierte Medizin sehr wertvoll sein.

Benjamin Kasenda: Um Wissen zu erlangen, brauchen wir Daten, insbesondere Gesundheitsdaten unserer Patient:innen. Diese können wir an verschiedenen Orten sammeln, sei es in klinischen Studien oder im Rahmen der täglichen medizinischen Versorgung. Alle diese Daten sind notwendig, um Entscheidungen zu treffen und Therapien zu evaluieren. Sie sind die Grundlage für die evidenzbasierte, also wissenschaftlich fundierte Medizin.

Florian Rüter: Welchen Nutzen es für die Patient:innen selbst gibt, lässt sich heute noch nicht eindeutig beantworten. Derzeit profitieren Menschen, die ihre Gesundheitsdaten zur Verfügung stellen, noch nicht direkt von dieser Freigabe. Historisch gesehen, basiert jedoch das gesamte medizinische Wissen auf Erfahrungen. Ein wesentlicher Teil der aktuellen Daten beruht auf Evidenz aus klinischen Studien, die nur möglich sind, weil Patient:innen ihre Daten freigegeben haben. Auf dieser Grundlage wurde die medizinische Forschung aufgebaut, die uns heute zugutekommt.

In Bezug auf Technologie kann ich mir gut vorstellen, dass es zukünftig im Rahmen der personalisierten Medizin möglich sein wird, Daten aus verschiedenen Quellen klug zu kombinieren. Ein Beispiel hierfür ist dasdas eine zentrale Stelle darstellen könnte, an der strukturierte Patientendaten unter Einhaltung aller datenschutzrechtlichen und ethischen Bestimmungen gespeichert und für die Forschung zur Verfügung gestellt werden könnten. In dieser Hinsicht steht die Schweiz jedoch noch am Anfang.

Benjamin Kasenda: Aus meiner Erfahrung sind nahezu alle Patient:innen bereit, an Forschungsprojekten teilzunehmen oder ihre Routinedaten für mögliche zukünftige Forschungsprojekte zur Verfügung zu stellen, wenn ihnen erklärt wird, dass dies dazu dient, die medizinische Versorgung zu verbessern und zukünftigen Patient:innen zu helfen. Fast alle sind mit der Freigabe ihrer Daten einverstanden, wenn sie verstehen, dass es darum geht, Krankheiten besser zu begreifen und die medizinische Versorgung zu verbessern.

Florian Rüter: Es gibt verschiedene vielversprechende Projekte, die mit Gesundheitsdaten arbeiten. Ein Beispiel ist ein Projekt im Bereich derbei Lungentumoren, das von Roche und dem Universitätsspital Basel gemeinsam durchgeführt wird. Hier werden verschiedene Gesundheitsdaten kombiniert, um Fragen zu der personalisierten Medizin und zu den Kosten zu klären. Solche ganzheitlichen Ansätze sind neben klinischen Studien besonders im Zusammenhang mit der personalisierten Medizin und den damit verbundenen Fragen von grosser Bedeutung.

Benjamin Kasenda: Ich sehe die Zukunft darin, dass die vorhandenen Routinegesundheitsdaten (also aus der Versorgung bei Hausärzt:innen oder Spitälern) intelligenter genutzt werden. Mit besser strukturierten Routinedaten können wir eine noch effizientere Forschung betreiben. Die Trennung zwischen klinischer Forschung und Routinedaten wird zunehmend verschwimmen, sodass wir relevante Fragen schneller beantworten können, was vielen Patient:innen zugutekommt. Darin sehe ich grosses Potenzial.

Zu den Personen

Dr. med. Florian Rüter ist ein erfahrener Herz- und Thoraxchirurg am Universitätsspital Basel, der sich besonders für die Weiterentwicklung der Patientenversorgung durch wertbasierte Gesundheitskonzepte einsetzt. Er leitet die Abteilung für Qualitätsmanagement und fördert die Nutzung von Bewertungen durch die Patient:innen selbst, um die Behandlungsqualität kontinuierlich zu verbessern. Sein Werdegang umfasst ein Medizinstudium in Deutschland, Weiterbildungen in Führung und Teamdynamik sowie spezielle Kurse an der Harvard Business School.

PD Dr. med. Dr. phil. Benjamin Kasenda ist ein renommierter Onkologe und Facharzt für Innere Medizin sowie Hämatologie und Onkologie am Universitätsspital Basel. Er hat in Deutschland Medizin studiert und sich in Innerer Medizin und Onkologie weitergebildet. Zudem hat er ein Doktorat in Philosophie, was seine interdisziplinäre Herangehensweise an die Patientenversorgung betont. Dr. Kasenda engagiert sich stark für die Forschung und Entwicklung neuer Krebstherapien und integriert modernste wissenschaftliche Erkenntnisse in die klinische Praxis, um personalisierte Behandlungsstrategien für seine Patient:innen zu entwickeln. Neben seiner klinischen Tätigkeit lehrt er an der Universität und trägt zur Weiterbildung zukünftiger Fachärzte bei.

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